Holzfunde aus der Steinzeit: Menschen zimmerten bereits vor 480.000 Jahren

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Holzfunde aus der Steinzeit: Menschen zimmerten bereits vor 480.000 Jahren

© Professor Larry Barham, University of Liverpool Holzfunde aus der Steinzeit: Menschen zimmerten bereits vor 480.000 Jahren

Wann Menschen begannen, Holz als Baumaterial zu nutzen, ist schwierig festzustellen, weil es verrottet. Neue Funde in Sambia könnten zu den frühesten Zeugnissen gehören.

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Menschen nutzen Holz seit jeher, um damit Hütten zu bauen oder um Alltagsgegenstände wie Kisten oder Kochlöffel zu fertigen.

Allerdings zersetzt sich solches organische Material normalerweise relativ rasch und von den hölzernen Gerätschaften vergangener Zeiten überdauert fast nichts. Es sei denn, das Holz lag seit seiner Bearbeitung immer in einer extrem trockenen Umgebung oder war dauernd von Wasser bedeckt, in dem der Sauerstoff zum Zersetzen fehlte.

Genau das ist mit einer einfachen Holzkonstruktion passiert, die vor rund 476.000 Jahren an Ufer des Kalambo-Flusses im Norden des heutigen Sambia an der Grenze zu Tansania errichtet wurde, schreibt ein Team um Larry Barham von der Universität Liverpool in der Fachzeitschrift „Nature“.

Forscher fanden bereits vor Jahrzehnten Hölzer oberhalb des Wasserfalls

Oberhalb des Kalambo-Wasserfalls waren dort bereits zwischen 1953 und 1963 Hölzer gefunden worden, deren Form und Größe an Gerätschaften von Steinzeitmenschen erinnerten.

Eventuell vorhandene Hinweise auf eine Bearbeitung mit Stein-Werkzeugen wären aber im Fluss längst abgeschabt worden, vermutet Annemieke Milks von der Universität Reading in einem weiteren Artikel in „Nature“.

Die Steinzeit-Archäologin gilt als Spezialistin für Holzfunde und hat unter anderem die zehn ganz und teilweise erhaltenen, rund 300.000 Jahre alten Speere untersucht, die in den 1990er Jahren in einem niedersächsischen Braunkohle-Tagebau entdeckt worden waren.

Holzfunde aus der Steinzeit: Menschen zimmerten bereits vor 480.000 Jahren

An den Kalambo Falls in Sambia stürzt Wasser 235 Meter in die Tiefe. © Professor Geoff Duller, Aberystwyth University

Als die Forscherin die in der Form modernen Wettkampf-Speeren ähnelnden Waffen nachbauen ließ, konnten trainierte Speerwerfer zeigen, dass die über 20 Meter geworfenen Geschosse ein Pferd durchaus tödlich verletzen können.

Offensichtlich waren die Frühmenschen, die damals in der norddeutschen Tiefebene lebten, bereits Handwerker, die solche Waffen aus Holz perfekt herstellen konnten.

„Nur gibt es bisher sehr wenige Funde von hölzernen Gegenständen aus dieser Zeit“, erklärt Jordi Serangeli von der Universität Tübingen, der wissenschaftlicher Leiter der Ausgrabungen in Schöningen ist, an der Studie von Larry Barham und seinem Team aber nicht beteiligt war. „Daher ist jede weitere Entdeckung eine Sensation.“

Ein Holzstamm, der mit Feuersteinen bearbeitet wurde

Das britische Forschungsteam hatte 2019 am Kalambo-Fluss eine Reihe weiterer Holzfunde gemacht, von denen einer durchaus als Beleg für frühe Zimmerer gelten darf.

Es handelt sich um einen 141 Zentimeter langen und gut 25 Zentimeter dicken Holzstamm, der auf der Unterseite tief eingekerbt und so gut mit einem noch größeren Stamm verbunden ist, der in einem Winkel von 75 Grad darunter liegt.

„Zum Glück haben Barham und sein Team schon während der Ausgrabungen qualitativ hochwertige Bilder von diesen Hölzern gemacht“, schreibt Annemieke Milks. Diese vom britischen Forschungsteam ausgewerteten Aufnahmen zeigen eindeutige Spuren von einer Bearbeitung mit Feuersteinen, die nach der Bergung rasch verwischt wurden und heute daher nur noch undeutlich zu sehen sind.

„Weniger als das Alter überrascht mich die Konstruktion selbst“

Die Aufnahmen zeigen klar, dass der obere Stamm so eingekerbt wurde, dass er genau auf den unteren passte. Es ist daher kaum vorstellbar, dass Frühmenschen diese beiden Hölzer unabhängig voneinander bearbeitet haben – und die Strömung sie später an einer zufällig genau passenden Stelle ineinander verkeilte.

Vielmehr verstanden die Frühmenschen bereits vor rund 450.000 bis 500.000 Jahren ihr Handwerk gut. Dieses Alter hatte nämlich eine „Thermolumineszenzdatierung“ genannte Methode ergeben, bei der ermittelt wurde, wann die Sandkörner, die unmittelbar am Holz hafteten, das letzte Tageslicht gesehen und somit der Strahlung aus dem Weltraum ausgesetzt waren.

„Weniger als das Alter überrascht mich die Konstruktion selbst“, sagt Serangeli. Waren die in Schöningen gefundenen Speere meist rund vier Zentimeter dick, hatten die Stämme oberhalb der Kalambo-Falls eine ganz andere Dimension.

Vielleicht handelt es sich um die Überreste eines Steges, oder einer Plattform oder vielleicht der Unterkonstruktion einer Behausung, die im oft überschwemmten Uferbereich sehr nützlich waren, vermuten Barham und sein Team.

Dauerhafte Konstruktionen passen nicht zu unserem Bild von Frühmenschen

Solche dauerhaften Konstruktionen aber passen nicht zum Bild von Frühmenschen, die laufend unterwegs waren, um Essbares zu sammeln oder zu jagen.

Sinnvoll sind solche Bauwerke nur, wenn man sie regelmäßig nutzt. Waren die Frühmenschen am Kalambo-Fluss vielleicht sesshaft?

„Weshalb eigentlich nicht“, fragt Serangeli. Schließlich bot die Gegend durchaus Möglichkeiten, dort längere Zeit zu leben. An den Ufern des Flusses gab es Wälder und auch offene, zum Teil sumpfige Gebiete, in denen reichlich Essbares zur Verfügung stand.

Dort gab es natürlich auch Holz, aus dem man nicht nur solche Konstruktionen zimmern, sondern auch Grabstöcke herstellen konnte, mit denen man nahrhafte Knollen aus dem Boden buddeln konnte. Solche Werkzeuge aus Holz wurden in einer anderen Schicht am Kalambo-Fluss gefunden, die etwa 324.000 bis 390.000 Jahre alt ist.

Und das schließt den Kreis zu den Funden in Schöningen, wo neben den Speeren auch weitere Gerätschaften entdeckt wurden. Nur tauchten die mitteleuropäischen Funde an den Ufern eines längst verschwundenen Sees auf, während der Fluss neben den Ausgrabungen oberhalb der Kalambo-Wasserfälle noch heute fließt. Die Vorliebe für die Nähe zum Wasser haben Menschen bis heute.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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