Chronische Erkrankung und Pandemie: Studie sieht Nachteile für die psychische Gesundheit
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Kanadische Forschende sehen Hinweise auf ein erhöhtes Deprivationsrisiko während der Corona-Pandemie. Einsamkeit, Konflikte und eingeschränkte körperliche Aktivität spielten dabei eine Rolle.
Von Jan Kixmüller
Kanadische Forschende haben in einer neuen Längsschnittstudie die psychischen Belastungen der Pandemie Covid-19 aufgezeigt. Die im „International Journal of Chronic Obstructive Pulmonary Disease“ veröffentlichte Studie ergab, dass ältere Erwachsene mit der chronischen Lungenerkrankung COPD zu Beginn der Pandemie ein erhöhtes Risiko für Depressionen hatten.
Die Forschenden untersuchten eine Stichprobe von 875 COPD-Patienten aus einer landesweiten Studie älterer kanadischer Erwachsener. 369 der Befragten litten vor der Pandemie an Depressionen, 506 waren nie depressiv gewesen. Es zeigte sich, dass jeder sechste COPD-Patient ohne Depression zu Beginn der Pandemie erstmals an einer Depression erkrankte. Jeder zweite COPD-Patient, der vor der Pandemie eine Depression hatte, erlitt einen Rückfall.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die erhebliche Belastung durch COVID-19 für diejenigen, die vor der Pandemie psychisch gesund waren“, sagte Erstautorin Aneisha Taunque von der University of Toronto. „Es ist offensichtlich, dass sich die Pandemie nachteilig auf die psychische Gesundheit vieler Menschen ausgewirkt hat, selbst derjenigen, die nie an Depressionen gelitten haben.“
Funktionelle Einschränkungen als Auslöser
„Ältere Erwachsene, die in der Vergangenheit depressive Episoden hatten, sind eine sehr gefährdete Untergruppe der Bevölkerung, insbesondere diejenigen, die während der Pandemie, als der Zugang zu einer regulären Gesundheitsversorgung stark gestört war, mit zahlreichen Herausforderungen bei der Bewältigung ihrer chronischen Gesundheitszustände konfrontiert waren“, sagte Co-Autorin Grace Li, Doktorandin in der Abteilung für Soziologie an der University of Victoria.
Das Team identifizierte mehrere Risikofaktoren für neu auftretende oder wiederkehrende Depressionen bei Menschen mit COPD, darunter Einsamkeit, familiäre Konflikte und Funktionseinschränkungen. „Wir haben herausgefunden, dass funktionelle Einschränkungen das Risiko für Depressionen bei älteren Erwachsenen mit COPD etwa verdoppeln“, sagte die Mitautorin Ying Jiang, leitende Epidemiologin bei der kanadischen Gesundheitsbehörde.
„Körperliche Aktivität ist ein wesentlicher Bestandteil für die Aufrechterhaltung des Funktionsstatus und die Verringerung der funktionellen Einschränkungen bei COPD-Patienten“, so die Wissenschaftlerin. Jedoch würden viele Menschen mit COPD zögern, sich körperlich zu betätigen.
Die Forschenden vermuten, dass das lange Sitzen während des Lockdowns zu einem Anstieg der Depressionen beigetragen haben könnte. Ein weiteres Ergebnis war, dass Frauen mit COPD ein fast doppelt so hohes Risiko für wiederkehrende Depressionen hatten wie Männer.
- Gesundheit
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de