Wahre Größen der Säugetiere: Weibchen sind meist nicht kleiner als Männchen

© Kaia Tombak

Wahre Größen der Säugetiere: Weibchen sind meist nicht kleiner als Männchen

Man denkt an imposante Berggorillas oder Löwenmännchen und auch beim Menschen ist „er“ im Schnitt größer als „sie“. Doch bei den meisten Säugetieren ist das gar nicht so.

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Männliche Säugetiere sind bei den meisten Säugetierarten nicht größer als ihre Artgenossinnen. Dass der Irrglaube von größeren Männchen so weit verbreitet ist, hängt nach Einschätzung eines Forschungsteams auch mit sich fortsetzenden Falschdarstellungen in der Wissenschaft zusammen.

Geschlechtsunterschiede in der Körpergröße hängen bei Säugetieren häufig mit der Partnerwahl und der Aufzucht der Jungen zusammen. So müssen etwa Löwen- und Gorillamännchen, die größer sind als die Weibchen, Auseinandersetzungen mit anderen Männchen bestehen, um ihre Gruppe und ihr Vorrecht auf Paarungen zu verteidigen. Bei Kaninchen sind hingegen Weibchen größer, was damit zusammenhängen könnte, dass sie teils mehrere Würfe von Jungen pro Jahr versorgen müssen.

55Prozent der untersuchten Arten haben gleich große Männchen und Weibchen oder größere Weibchen.

Ein Forschungsteam um Kaia Tombak von der City University of New York hat das Körpergewicht von frei lebenden Männchen und Weibchen bei 429 Arten von Säugetieren verglichen. Wenn es Unterschiede bei der Körpergröße gibt, sind meist die Männchen größeren. Bei mehr als der Hälfte aller untersuchten Arten sind die Männchen jedoch nicht schwerer, berichten die Forschenden in „Nature Communications“. Häufig bestehen keine Unterschiede, etwa bei Lemuren und Zebras.  

Große Unterschiede gibt es hingegen etwa beim Nördlichen Seeelefanten. Die Männchen dieser Art – ebenfalls erbitterte Kämpfer mit Art- und Geschlechtsgenossen um Paarungsprivilegien – sind dreimal so schwer wie die Weibchen. Unter Fledermausarten erreichen hingegen die Weibchen teils deutlich mehr Gewicht als die Männchen. Das ist bei 16 Prozent der untersuchten Arten so. Bei 39 Prozent gibt es keine Gewichtsunterschiede und bei 45 Prozent sind die Männchen größer, berichtet das Team.

Bei etwa der Hälfte der Fledermausarten sind Weibchen größer als Männchen.

© Kaia Tombak

„Trotz einiger Beweise für das Gegenteil herrscht jedoch bis heute die seit Charles Darwins Buchveröffentlichung ‚Die Abstammung des Menschen‘ vertretene Ansicht vor, dass größere Männchen bei Säugetieren die Norm sind“, schreibt das Team.

Dass sogar einige wissenschaftliche Untersuchungen einen falschen Eindruck vermittelten, hängt nach Einschätzung des Teams damit zusammen, dass bisher besonders charismatische Tierarten und die männliche Konkurrenz um Partnerinnen bevorzugt erforscht wurden, etwa bei Affen und Robben. Dagegen seien die Gruppen von Nagetieren und Fledermäusen deutlich artenreicher und Geschlechtsunterschiede im Körpergewicht bei ihnen seltener oder die Weibchen seien größer.

Der falsche Eindruck werde noch gestützt von Meta-Analysen, die mehrere Studien auswerten, die aber Geschlechterunterschiede in der Körpergröße nur grob erfassten und für die die Arten nicht repräsentativ ausgewählt worden seien.

Ihre Ergebnisse deuteten darauf, dass auch andere Annahmen über sexuelle Selektion bei Säugetieren überprüft werden sollten, sagen die Autoren. Sie räumen ein, dass sich die Größenverhältnisse verschieben könnten, wenn mehr Arten untersucht würden und regen an, die weibliche Seite der Biologie besser zu erforschen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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