Theater, Clubs und Museen auf Prangerliste: Datensatz ist nicht mehr öffentlich einsehbar

© Imago/Jürgen Ritter

Theater, Clubs und Museen auf Prangerliste: Datensatz ist nicht mehr öffentlich einsehbar

Eine Liste im Netz brandmarkt Kultureinrichtungen, die angeblich zu israelfreundlich agieren. Nach ihrem Bekanntwerden haben die Macher jetzt Konsequenzen gezogen.

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Nach einem Bericht des Tagesspiegels über eine Liste, die Kultureinrichtungen dafür an den Pranger stellt, sich angeblich zu israelfreundlich zu verhalten, haben die Verantwortlichen reagiert: Das betreffende Google-Dokument ist inzwischen nicht mehr öffentlich einsehbar. Auch der zugehörige Instagram-Account wurde deaktiviert.

Der Mitinitiator der Liste, der in Berlin lebende Künstler Omar Adel, möchte sich nicht zu den Maßnahmen äußern.

In dem Datensatz wurden zahlreiche Theater, Museen, Clubs und Universitäten rot markiert. Diese hätten „schändliche Taten“ begangen und gehörten „zur Rechenschaft gezogen“, heißt es. Tatsächlich reichte es aus, öffentlich um die Opfer des Hamas-Terrors vom 7. Oktober zu trauern, um auf der Prangerliste zu landen.

Betroffen sind unter anderem die Volksbühne, das Humboldt-Forum sowie die Akademie der Künste in Berlin, aber auch das Reeperbahn-Festival in Hamburg sowie die Bauhaus-Universität in Weimar.

Wir sind zutiefst verstört über diese denunziatorische Liste

Brücke-Museum

Mitinitiator Omar Adel lebt nach eigenen Angaben seit drei Jahren in Berlin, bezeichnet sich unter anderem als Grafikdesigner, Webdesigner und Medienmanager. Zuletzt nahm er am Projekt „Onsite Grunewald“ teil, das für ihn mit einer Installation und Performance im Berliner Brücke-Museum endete.

Inzwischen hat sich das Museum beim Tagesspiegel gemeldet. Es betont, dass es an der Erstellung des Konzepts sowie der Auswahl der Künstler von „Onsite Grunewald“ in keiner Weise involviert war. Die von Omar Adel mitinitierte Prangerliste verurteilt das Brücke-Museum scharf: „Wir sind zutiefst verstört über diese denunziatorische Liste und distanzieren uns ausdrücklich davon.“

Der Link zu der Liste wurde in den vergangenen Wochen vielfach unter Aktivisten und Kulturschaffenden geteilt sowie auf Instagram verbreitet. Seit Dienstag kann der Datensatz nur noch eingesehen werden, wenn zuvor eine Zugriffsberechtigung erbeten und erteilt wurde.

Ob die Formulierung, die angeblich „prozionistischen“ Kultureinrichtungen gehörten „zur Rechenschaft gezogen“, als Aufruf zum Boykott oder gar zu Gewalt zu verstehen ist, wurde von den Verantwortlichen nicht weiter ausgeführt. Die Frage des Tagesspiegels, was genau damit gemeint ist, lässt Mitinitiator Omar Adel unbeantwortet.

Die Prangerliste ähnelt dem Konzept sogenannter Feindeslisten, die sonst eher aus rechtsextremen und rechtsterroristischen Kontexten bekannt sind. Die Auflistung und Markierung der Orte macht sie zu potenziellen Angriffszielen, auch wenn ein expliziter Gewaltaufruf fehlt.

Der Datensatz ist der Berliner Polizei bekannt und wurde vom Staatsschutz des Landeskriminalamts analysiert. Um ihm keine zusätzliche Reichweite zu verleihen, hat sich der Tagesspiegel dazu entschieden, den Namen der Liste und auch den zugehörigen Link nicht zu veröffentlichen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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