Polarlichter auch 2024 zu sehen: Die Sonnenaktivität steht vor einem Maximum

© dpa/Markus Hibbeler

Polarlichter auch 2024 zu sehen: Die Sonnenaktivität steht vor einem Maximum

Polarlichter über Deutschland: Das Spektakel kann auch kommendes Jahr weitergehen. Die Sonne wirft weiter Plasmaströme aus. Experten glauben, dass das Maximum der Aktivität noch nicht erreicht ist.

Von Oliver Pietschmann, dpa

Sie sind rot, grün, manchmal auch gelb oder lila. Das Erscheinen am Nachthimmel verzaubert Schaulustige. In unseren Breiten sind sie normalerweise eher selten zu sehen. Doch in diesem Jahr erschienen sie auch über Deutschland am Nachthimmel: Polarlichter. Ihr Ausgangspunkt liegt rund 150 Millionen Kilometer entfernt. Experten sind sich weitestgehend sicher, dass die Himmelsphänomene auch im kommenden Jahr zu sehen sein werden.

Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge ist durchaus mit weiteren Sichtungen im kommenden Jahr in Deutschland, unter günstigen Bedingungen auch weiter südlich, zu rechnen. Auch eine Expertin vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen, Natalie Krivova, will dies nicht ausschließen. „Die Sonne nähert sich offensichtlich dem Aktivitätsmaximum.“

Beim Freundeskreis der Himmelskunde mit einem eigenen Observatorium zur Sonnenbeobachtung im osthessischen Bad Salzschlirf teilt man diese Meinung. „Wir gehen fest davon aus, dass sie auch noch im kommenden Jahr zu sehen sind“, sagt Michael Passarge von dem Verein.

Koronaler Masseauswurf Richtung Erde

Dass gerade jetzt Polarlichter auch weiter südlich zu sehen sind, dafür ist die Sonne verantwortlich. Auf dem Stern gibt es Eruptionen, bei denen es zu einem sogenannten koronalen Masseauswurf Richtung Erde kommt, der aus Elektronen, Protonen und bestimmten Atomkernen besteht. Diese Aktivitäten durch Sonnenflecken erreichen im Durchschnitt alle elf Jahre ein Maximum. „Wir können nicht sagen, ob wir das Maximum schon erreicht haben.

Polarlichter sind am Himmel über dem Berg Kirkjufell an der Nordküste der isländischen Halbinsel Snaefellsnes in der Nähe der Stadt Grundarfjordur zu sehen.

© dpa/Owen Humphreys

Es kann sein, dass die Aktivität noch weiter steigt“, sagt Krivova. Nach Auffassung des Freundeskreises ist dieses Maximum voraussichtlich noch nicht erreicht und die sogenannte Fleckentätigkeit der Sonne sei dieses Mal sehr vehement angestiegen. Auch beim DLR glaubt man im aktuellen Sonnenfleckenzyklus an das Maximum im kommenden Jahr.

Kurzschlüsse im Schweif des Erdmagnetfelds

Polarlichter entstehen, wenn die in Richtung Erde geschleuderten Masseauswürfe durch das Sonnensystem rasen und auf die Erde treffen. Weil Bestandteile des Plasmas elektrisch geladen sind, wirken sie im Wechsel mit dem Erdmagnetfeld und stauchen es quasi zusammen. Durch magnetische Kurzschlüsse im Schweif des Erdmagnetfeldes werden Teilchenströme in die Polarregionen erzeugt, die die Luftteilchen zum Leuchten anregen, was als leuchtendes Polarlicht sichtbar wird.

Der energiereiche Teilchenstrom der Sonne trifft auf die Erdatmosphäre und regt die Luft zum Leuchten an.

© AFP/MARIANA SUAREZ

„Das funktioniert wie bei einer Leuchtstoffröhre“, sagt Passarge. Der energiereiche Teilchenstrom treffe auf die Erdatmosphäre und rege die Luft zum Leuchten an. „Die Leuchtfarbe wird dabei von den beteiligten Molekülen und Atomen, sowie der Energie der ausgesandten Photonen bestimmt. Atomarer Sauerstoff sendet grün-gelbes oder rotes Licht aus, während molekularer Stickstoff blau-violettes oder tiefrotes Leuchten verursacht“, heißt es beim DLR.

Bis zu welchen Breitengraden diese Lichter auftreten könnne, hängt von der Stärke der Sonneneruption ab. Laut DLR gilt grundsätzlich: „Je stärker der geomagnetische Sturm, desto weiter verlagern sich die Polarlichtzonen äquatorwärts. So konnten im Extremfall des Carrington Events von 1859 Polarlichter sogar auf Hawaii und in der Karibik beobachtet werden.“

Üblicherweise würden Polarlichter in zwei ovalförmigen Bändern um die geomagnetischen Pole der Nord- und Südhemisphäre auftreten, also typischerweise mindestens zehn Breitengrade oberhalb der Nordspitze Deutschlands. Am besten sind Polarlichter bei Neumond zu beobachten, sagt Passarge. Die besten Jahreszeiten seien Frühjahr und Herbst.

Die Polarlichter selbst sind nicht gefährlich. Die Erde ist durch das Magnetfeld weitestgehend geschützt. Gefährlich können aber je nach Stärke die energiereichen Teilchenströme werden. Bei starken Sonnenstürmen kann es Krivova zufolge Schäden an Satelliten geben, die Telekommunikation beeinträchtigt werden und es könnte auch zu Stromausfällen kommen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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