© Getty Images/Barbara Fischer
Zwischen Böllerverbot, Tempolimit und Klimageklebe ist unklar geworden, was Freiheit eigentlich bedeuten soll. Gedanken über liberale Desorientierung – und warum wir sie uns nicht leisten können.
Ein Essay von Jan Skudlarek
Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Hier unten, auf dem Boden der Tatsachen, bin ich direkt so frei, mich für den Ohrwurm zu entschuldigen. Wobei wir, bei genauer Betrachtung, seit geraumer Zeit in ernsthaft Reinhard-Mey-schen Zeiten leben: Die Freiheit, sie wird leidenschaftlich besungen! Allerspätestens seit Corona ist jedoch niemandem mehr so richtig klar, was dieser hehre Begriff überhaupt bedeuten soll. Wovon das liberale Lied handelt. Und ob es nicht vielleicht verboten gehört.
Dr. Jan Skudlarek, Jahrgang 1986, ist Philosoph, Autor und Professor für Soziale Arbeit an der Medical School Berlin. Wenn er nicht gerade anderen ihren Freiheitsbegriff verbietet, hängt er in Berliner Kneipen oder auf Instagram rum. Sein neues Buch „Wenn jeder an sich denkt, ist nicht an alle gedacht. Streitschrift für ein neues Wir“ ist bei Tropen erschienen.
Der gute alte Freiheitsbegriff – irgendwo zwischen Böllerverbot, Tempolimit und Klimageklebe ist er in eine manifeste Identitätskrise geschlittert, ist aus allen Wolken gefallen, hat sich verabschiedet in die Midlifecrisis. Plötzlich ist niemandem mehr klar, was noch geht und was nicht. Was man „noch sagen darf“ und womit man sich zum Affen macht, sich herauskatapultiert aus der zivilisierten Mitte.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de