© dpa/Francis R. Malasig Klimaphänomen El Niño: Weltwirtschaft drohen Billionenkosten
Für dieses Jahr rechnen Experten mit dem Wetterphänomen El Niño. Dessen globale Kosten seien um ein Vielfaches höher als bisher vermutet, berechnet eine Studie.
Wirtschaftliche Kosten durch das Klimaphänomen El Niño gehen einer Studie zufolge weltweit in die Billionen Euro. Für ihre im Fachjournal „Science“ veröffentlichte Untersuchung haben US-Wissenschaftler nicht nur die direkten Verluste betrachtet, die mit El Niño einhergehende Wetterextreme wie Überflutungen und Dürren verursachen.
Zudem berechneten Christopher Callahan und Justin Mankin vom Dartmouth College in Hanover (US-Bundesstaat New Hampshire) auch den Einfluss von El Niño auf das Wirtschaftswachstum und das Einkommen der betroffenen Menschen.
„El Niño“, das Christkind, nannten peruanische Fischer ein Klimaphänomen, das in unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre im Pazifik auftritt und dessen Auswirkungen dort oft in der Weihnachtszeit bemerkt wurden. Dabei verschieben sich aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen weltweit Wetterbedingungen. In Teilen Afrikas und Südamerikas wird mit mehr Überschwemmungen gerechnet, in Südostasien und Ostaustralien häufen sich dagegen Dürren und Waldbrände.
Für den Spätsommer 2023 prognostizierte die Weltwetterorganisation (WMO) ein Auftreten von El Niño kürzlich mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent.
„Der Gesamtpreis für solche Ereignisse wurde noch nie vollständig beziffert“, wird Callahan in einer Mitteilung zitiert. Man müsse dazu das gesamte reduzierte Wachstum auch in der Folgezeit erfassen. Er und Mankin analysierten die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf für zahlreiche Länder in den Jahren 1960 bis 2019 und verglichen dies mit dem Auftreten von El Niño in den Jahren 1982/1983 sowie 1997/1998.
Da sich der Einbruch einer wirtschaftlichen Entwicklung auch auf die Folgejahre auswirkt, errechneten die Wissenschaftler den ökonomischen Verlust für die fünf auf El Niño folgenden Jahre. Für das Ereignis 1982/1983 betrug er demnach 4,1 Billionen Dollar (3,76 Billionen Euro), für 1997/1998 waren es 5,7 Billionen Dollar (5,23 Billionen Euro).
Betroffen sind vor allem Länder in den Tropen, die ohnehin zu den einkommenschwächeren zählen. „El Niño verstärkt die größeren Ungleichheiten im Zusammenhang mit dem Klimawandel und wirkt sich unverhältnismäßig stark auf diejenigen aus, die am wenigsten widerstandsfähig und vorbereitet sind“, betont Mankin.
In einem weiteren Schritt verbanden die Forscher ihre Ergebnisse mit Klimamodellen, die den Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts prognostizieren. Für die Zeit von 2020 bis 2099 berechneten sie einen weltweiten wirtschaftlichen Verlust von 84 Billionen Dollar (77,1 Billionen Euro). „Wir zeigen hier, dass solche Klimaschwankungen, wie sie mit El Niño verbunden sind, unglaublich kostspielig sind und das Wachstum über Jahre hinweg stagnieren lassen, was uns zu Kostenschätzungen veranlasst hat, die um Größenordnungen größer sind als vorherige“, sagt Mankin.
Die Studienautoren plädieren dafür, nicht nur die Emissionen der Treibhausgase zu verringern. „Wir müssen sowohl den Klimawandel abmildern als auch mehr in die Vorhersage von und Anpassung an El Niño investieren, da diese Ereignisse die zukünftigen Kosten der globalen Erwärmung nur erhöhen werden“, erklärt Mankin.
Vorteile, die manchen Ländern durch El Niño entstehen und auch positive Auswirkungen durch La Niña, das gegenteilige Phänomen zu El Niño, haben Mankin und Callahan bei ihren Berechnungen einkalkuliert. (dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de