© picture alliance/dpa Keine Geschenke zum Muttertag: CDU-Politiker Kuban greift Kita an – die erhält daraufhin Hasskommentare
Eine Kindertagesstätte in Hessen will zum Muttertag nicht basteln. Tilman Kuban empört sich darüber im Internet. Die Einrichtung ist daraufhin Anfeindungen ausgesetzt.
Eine Kindertagesstätte in Hessen ist zum Ziel von Hass geworden, nachdem sie einen Brief an die Eltern zu Muttertagsgeschenken verschickt hatte. In dem Schreiben wies die katholische Einrichtung im Landkreis Marburg-Biedenkopf darauf hin, dass ihre Kinder zum Mutter- und Vatertag keine Geschenke mehr basteln würden.
Die Kita wolle auf stereotype Geschenke wie „Blumen für die Mutter oder Werkzeug für den Vater“ verzichten. Die Konstellation Mutter/Vater/Kind sei nicht mehr die Norm in heutigen Familien, hieß es in dem von „Bild“ veröffentlichten Brief. „In der heutigen Zeit, in der die Diversität einen immer höheren Stellenwert erhält, möchten wir diese vorleben und keinen Menschen ausschließen“, hieß es darin weiter.
Beim CDU-Bundestagsabgeordneten Tilman Kuban sorgte der Brief für Unmut, den er am Montag auf Twitter kundtat. „Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt“, schrieb der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union dort und veröffentlichte ein Foto von dem Schreiben samt Adresse.
Nachdem er dafür heftig kritisiert und aufgefordert worden war, die sensiblen Daten zu löschen, schwärzte er die Kontaktdaten in dem Foto – „zum Schutz der Kinder und der Einrichtung“. Doch bis dahin war sein Tweet schon zehntausendfach geteilt worden, das Foto wurde auch in rechten Kreisen verbreitet. Zahlreiche Hasskommentare und Anfeindungen richteten sich gegen die Kita.
Kubans Rücktritt gefordert
Die Hessen-SPD warf Kuban vor, die Kita „an den Pranger gestellt“ und „zum Shitstorm-Ziel“ gemacht zu haben. „Kinder sind verängstigt, die Erzieherinnen werden beleidigt und bedroht!“, schrieb SPD-Politiker Liban Farah auf Twitter.
Die Grünen-Politikerin Emily Büning schrieb: „Erst verbreitet der CDU-Abgeordnete Tilman Kuban den Elternbrief einer hessischen Kita mit Kontaktdaten, dann legt die hessische CDU mit mehr Kulturkampf nach.“ Sie bezog sich damit auf einen Tweet des hessischen CDU-Generalsekretärs Manfred Pentz, der von einem „Denkverbot“ sprach und den Kita-Brief kommentierte mit: „Das macht mich fassungslos!“
Der ehemalige Berliner SPD-Politiker Christopher Lauer fordert Kubans Rücktritt. Er startete eine Petition, in der er das Verhalten des CDU-Politikers als „eines Bundestagsabgeordneten absolut unwürdig“ kritisierte. „Wer kleinste Kinder zur Zielscheibe von Hass und Hetze macht, hat einfach einige ganz wesentliche Dinge nicht verstanden und definitiv den Schuss nicht gehört“, schreibt er dort weiter.
Scheibe auf Kita-Gelände eingeschlagen
Auf dem Kita-Gelände wurde in einer Gartenhütte eine Scheibe eingeschlagen und in einer zweiten Hütte die Tür aufgebrochen. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Der Tatzeitraum liegt laut Polizei zwischen Freitagnachmittag und Montagmorgen, also vor Kubans Tweet.
Ob die Tat in einem Zusammenhang mit dem Elternbrief stehe, sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf. Der Elternbrief sei am Freitag bekannt gewesen, die Berichterstattung darüber habe aber erst in den vergangenen Tagen eingesetzt. Da der Tatzeitraum am Wochenende liege, sei unklar, ob Reaktionen in den Medien oder sozialen Medien zu der Tat geführt haben könnten.
Das Bistum Fulda, Träger der Kita, hatte „Irritationen und Missverständnisse“ bedauert, die durch das Schreiben an die Eltern entstanden seien. In weiteren Gesprächen mit den Eltern sollen sie ausgeräumt werden. (Tsp, KNA)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de