© dpa/Peter Kneffel Interessante Fakten zu den Nobelpreisen: Wenige Frauen und kein Preis für Mathematik
Seit 1901 werden die Nobelpreise an Menschen und Organisationen verliehen, die in außergewöhnlicher Weise zum Fortschritt der Menschheit beigetragen haben. In diesem Jahr geht es am Montag wieder los. Fakten rund um die Auszeichnungen.
Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Nobelpreises werden von Montag an verkündet. Einige kuriose und interessante Fakten rund um die prestigeträchtigen Auszeichnungen.
Preisverleihungen in Abwesenheit
Seit 1901 konnten sechs Friedensnobelpreisträger ihre Auszeichnungen nicht selbst in Oslo entgegennehmen. Der Journalist und Pazifist Carl von Ossietzky wurde in einem Konzentrationslager der Nazis festgehalten, als er 1936 für den Preis ausgewählt wurde. Der sowjetische Dissident Andrej Sacharow musste sich in Oslo von seiner Frau Elena Bonner vertreten lassen.
1983 lehnte es der polnische Solidarnosc-Anführer Lech Walesa eine Reise nach Oslo aus Angst ab, nicht mehr in sein Land zurückkehren zu können. Die myanmarische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi stand unter Hausarrest, als sie 1991 ausgezeichnet wurde. Die Militärjunta erlaubte ihr zwar die Reise nach Oslo, sie lehnte dies aber ebenfalls ab aus Angst, nicht wieder heimkehren zu können.
60Preisträgerinnen in den verschiedenen Kategorien gab es seit 1901. Damit machen Frauen nur knapp sechs Prozent der Nobelpreisträger aus.
Der Preisträger von 2010, der chinesische Dissident Liu Xiabo, war damals in Haft. Sein Stuhl blieb bei der Preisverleihung demonstrativ leer. 2022 konnte der inhaftierte belarussische Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki den Friedensnobelpreis nicht entgegen nehmen. Seine Frau Natalia Pintschuk vertrat ihn in Oslo.
(Eigentlich) keine posthume Vergabe mehr
Seit 1974 besagen die Statuten der Nobel-Stiftung, dass die Preise nicht posthum verliehen werden dürfen – es sei denn, der Tod tritt nach der Verkündung des Preisträgers ein. Zuvor waren nur zwei Menschen posthum mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden, die beiden Schweden Dag Hammarskjöld und Erik Axel Karlfeldt.
Der UN-Generalsekretär Hammarskjöld bekam den Friedensnobelpreis 1961 zugesprochen, kurz nachdem er bei einem Flugzeugabsturz in Afrika ums Leben gekommen war. Der Dichter Karlfeldt bekam den Literatur-Nobelpreis ebenfalls kurz nach seinem Tod 1931.
2011 wurde nach der Verleihung des Medizin-Nobelpreises an den Kanadier Ralph Steinman bekannt, dass dieser drei Tage zuvor gestorben war. Die Nobel-Stiftung entschied schließlich, Steinman trotzdem weiter zu den Preisträgern zu zählen.
Wenige Frauen unter den Preisträgern
Mit 60 Preisträgerinnen in den verschiedenen Kategorien seit 1901 machen Frauen nur knapp sechs Prozent der Nobelpreisträger aus. Mit 2,2 Prozent am geringsten ist ihr Anteil beim Wirtschaftspreis, in den Wissenschaftskategorien liegt der Anteil insgesamt bei 3,7 Prozent. Von den Literaturpreisträgern sind immerhin 14,2 Prozent Frauen, beim Friedensnobelpreis sind es 16 Prozent.
Die Nobelpreise sind also eine Männnerdomäne. Das ändert sich jedoch langsam. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wurden 31 Frauen ausgezeichnet und damit fast dreimal so viele wie in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten. 2009 erhielt eine Rekordzahl von fünf Frauen einen Preis, darunter die erste mit einem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnete Frau, die US-Wissenschaftlerin Elinor Ostrom.
Außerdem war der erste Mensch, der zwei Mal mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, eine Frau: Die polnischstämmige Französin Marie Curie bekam 1903 den Physik-Nobelpreis und 1911 den Chemie-Nobelpreis.
Kein Preis für die Mathematik
Es gibt den Nobelpreis für Medizin, Chemie und Physik, aber keinen für Mathematik. Zu den Gründen kursierte lange eine Legende, die erst in den 1980er Jahren von Forschern widerlegt wurde. Es wurde erzählt, der Preisstifter Alfred Nobel habe sich damit an dem Geliebten seiner Mätresse, dem Mathematiker Magnus Gösta Mittag-Leffler, rächen wollen. Es gibt aber keine Fakten, die diese These stützen.
Plausibler ist diese Erklärung: Als Nobel 1895 sein Testament verfasste, in dem er die Preise stiftete, existierte in Schweden schon eine renommierte Auszeichnung für Mathematik. Außerdem genossen die angewandten Naturwissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts größeres Ansehen als die Mathematik.
Die Zeremonien am 10. Dezember
Die Träger der Nobelpreise werden alljährlich Anfang Oktober verkündet. Überreicht werden die Auszeichnungen aber erst am 10. Dezember: die in den Wissenschaftskategorien, in Literatur und Wirtschaft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm und der Friedensnobelpreis in Norwegens Hauptstadt Oslo. Der 10. Dezember ist der Todestag des Stifters Alfred Nobel. Der Erfinder des Dynamits hatte von 1833 bis 1896 gelebt.
In Stockholm folgt der Preisverleihung ein Bankett mit etwa 1300 geladenen Gästen im Rathaus der Stadt. Auch der schwedische König Carl XVI. Gustaf und seine Frau Silvia geben sich dabei die Ehre. In Oslo versammeln sich etwa eintausend geladene Gäste im Rathaus, darunter König Harald und seine Frau Sonja, Diplomaten und andere Promis. Später gibt es ein Bankett für einen etwas kleineren Kreis im Grand Hotel.
Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurde der russische Botschafter vergangenes Jahr nicht zu der Preisverleihung in Stockholm eingeladen. Dieses Jahr wurde er zunächst eingeladen, nach heftiger Kritik daran aber wieder ausgeladen. In Olso hingegen will das norwegische Nobel-Institut die Botschafter aller Länder einladen. (AFP)
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de