Heute vor 248 Jahren: Benjamin Franklin kartiert den Golfstrom

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Postschiffe nutzten die Strömung schon regelmäßig, als sie erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde. Aufgrund des Klimawandels könnte die Karte des Golfstroms jedoch bald überholt sein.

Eine Kolumne von

Drucker, Schriftsteller, Wissenschaftler, Erfinder, Staatsmann – Benjamin Franklin hatte viele Talente und ist als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika bekannt. Sein Konterfeit ziert die 100-Dollar-Banknote und bis heute haben Menschen etwas von seinen Ideen. Dazu gehören neben Freiheit, Demokratie und der Abschaffung der Sklaverei in den USA auch raucharme Holzöfen, die Glasharmonika und Blitzableiter.

Am 2. Mai 1775, heute vor 248 Jahren, schloss Franklin eine Arbeit auf dem Gebiet der Ozeanografie ab, als deren Verfasser er nur wenigen Menschen bekannt sein dürfte: die erste wissenschaftliche Beschreibung des Golfstroms.

Franklin begann bereits 1769 Meeresströmungen vor der Ostküste des Landes aufzuzeichnen, das erst Jahre später (1776) per Gründung zu den „USA“ wurde. Als stellvertretender Generalpostmeister der amerikanischen Kolonien hatte er festgestellt, dass Briefe aus England nach Amerika zwei Wochen länger auf dem Schiffsweg über den Atlantik unterwegs waren als Antworten darauf.

Sein besonderes Interesse galt daher einer Strömung warmen Oberflächenwassers, die entlang des nordamerikanischen Kontinentalhangs Richtung Norden verläuft und dann in östlicher Richtung über den Nordatlantik bis nach Europa strömt: dem Golfstrom. Franklin war der erste, der ihn als einen „Fluss im Ozean“ beschrieb und kartografierte. Er setzte sich dafür ein, diese Route gezielt zu nutzen, um die Postzustellung von Amerika nach Europa zu beschleunigen.

Benjamin Franklin lebte von 1706 bis 1790. © imago/United Archives International/imago stock&people

Dass menschliche Aktivitäten zwei Jahrhunderte später dazu führen würden, dass die günstige Strömung zunehmend Antrieb verliert, konnte Franklin nicht ahnen. Der Golfstrom ist Teil des Systems der Atlantischen Meridionalen Umwälzströmung AMOC, die warmes Oberflächenwasser vom Äquator nach Norden transportiert und kaltes, salzarmes Tiefenwasser zurück in den Süden schickt. Normalerweise sind das fast 20 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde, etwa das Hundertfache des Amazonasstroms.

Angetrieben wird die AMOC vom Absinken des abgekühlten Wassers im Nordatlantik, doch vermehrte Niederschläge und Schmelzwasser vom grönländischen Eisschild senken den Salzgehalt und verlangsamen die Strömung in die Tiefe. Die Umwälzströmung ist in den letzten Jahrzehnten schwächer geworden als in 1000 Jahren zuvor, berichteten Forschende 2021.

Regional entsteht durch das Nachlassen des warmen Golfstroms eine Kälteblase im nordatlantischen Raum. Eine weitere Verlangsamung der AMOC hätte weitreichendere Folgen: In Europa könnte das zu mehr extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen führen und die Sommerniederschläge abschwächen. An der US-Ostküste, wo Franklin einst die Wasserbewegungen dokumentierte, könnte sich Wasser aufstauen und den Meeresspiegel verstärkt ansteigen lassen. Als Kippelement im Klimasystem könnte das gesamte Strömungssystem instabil und Franklins Karte obsolet werden.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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