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Ende der erfolglosen Fußball-Jahre: Die neue Trikot-Farbe steht für Aufbruchstimmung
Trotz aller Kritik ist Adidas mit dem neuen Trikot der Fußball-Nationalmannschaft ein Coup gelungen. Gerade bei jungen Leuten kommt das knallige Pink gut an. Ist das der Beginn einer neuen Ära?
Von Helen Köhler
Ist das pinke DFB-Trikot ein Fashion-Statement? Das meint zumindest Model und Unternehmerin Lena Gerke. Sie und weitere Prominente aus Fußball und Medien sind alle in der neuen Werbekampagne der berüchtigten pinken Trikots des deutschen Teams zu sehen.
Starspieler wie Serge Gnabry, Florian Wirtz, Jule Brand oder Fußball-Legende Rudi Völler nehmen alle teil am neuen Video vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Adidas und Co. waren also scheinbar vorbereitet, auf die erwartete Kritik zu kontern. Auf die Frage, ob das ein TikTok-Ding sei, wird ganz lässig „Ja“ geantwortet und über die mediale Kritik von verschiedenen Spielern hinweg gelächelt. Jule Brand sagt provokant, ein Frauentrikot könne es ja nicht sein, da keine acht Sterne darauf abgebildet seien. So schlagfertig und einheitlich reagieren der DFB und Adidas.
In einem weiteren Video wird humorvoll mit dem typisch Deutschen gespielt. Mit Auftritten von jungen Spielerinnen und Spielern, dem aktuellen Rapper RIN, Lena Gerke und Content Creator Elyas, werden Autos, Döner, das Sommermärchen, Pünktlichkeit, Dichter, deutsche Spießigkeit und so weiter angeschnitten. Die Kulisse ist passend, ein abendlicher Späti, begleitet vom deutschen Kult-Song Major Tom. Tradition und Moderne werden geschickt kombiniert. Das Video endet mit einem Elfmeterschießen und dem vereinten Jubel. Typisch deutsch eben.
Was klar ist: Adidas hat sich Gedanken darüber gemacht, wie eine neue Zielgruppe erreicht werden kann und wie sich der DFB und das deutsche Image neu definieren lassen. Nicht nur durch die genannten Videos und dessen Gäste, sondern eben auch mit der pinken Trikotfarbe an sich. Florian Wirtz meint zum Beispiel: „Ich finde es sehr cool! Mal etwas anderes und wirklich außergewöhnlich.”
Die Trikots sind immer nur so gut, wie wir spielen.
Toni Kroos, Nationalspieler und Adidas-Werbestar
Erinnert man sich an die letzten Erfolge der deutschen Mannschaft denkt man an die WM 2014 oder vielleicht noch an die EM zwei Jahre später. So oder so, ist das nun eine ganze Weile her. Die Jugend von heute kann sich an erfolgreiche Zeiten oftmals gar nicht erinnern. Sie assoziieren mit den schlichten vorherigen Trikots eher die vergangenen erfolglosen Jahre des deutschen Teams. Es ist also mal wieder Zeit für etwas anderes. Eine neue knallige Trikot-Farbe suggeriert Aufbruchstimmung.
Im Internet geht die Debatte weiter
Dass ältere Fans vielleicht nicht ganz so kaufbegierig auf das Trikot reagiert haben, ist natürlich nicht ideal. Aber sie waren von Anfang an vermutlich nicht die Wunschzielgruppe und sind im Endeffekt verzichtbar, wie die neusten Zahlen zeigen. Denn das pinke Trikot soll jetzt schon den Verkaufsstart aller Auswärtstrikots zuvor übertroffen haben. Adidas ist also trotz großer Kritik ein erfolgreicher Verkaufs- und Werbecoup gelungen.
Im Internet geht die Debatte trotzdem weiter. Die einen meinen, pink sei ein cooles Zeichen für eine neue Ära des DFB, andere sagen, es habe absolut nichts mit Deutschland zu tun und eifere nur einem unsinnigen Trend nach.
Fakt ist aber auch: Es gibt immer noch das weiße, eher schlicht gehaltene, vielleicht typisch deutsche Heimtrikot. Was man sich, wenn auch für eine ordentliche Summe, auch kaufen kann. Vielleicht sollten sich alle einfach etwas beruhigen und eher wie Toni Kroos, natürlich auch Adidas-Werbestar, reagieren. Er meint, er fände die Trikots sehr cool, ergänzt aber auch: „Die Trikots sind immer nur so gut, wie wir spielen.“
Das ist vielleicht eine gute Einstellung. Als Fußballfan sollte man sich nun einfach auf die bevorstehende Heim-EM im Sommer freuen und gespannt sein, wie sich die Mannschaft von Julian Nagelsmann wohl anstellen wird. Eins steht fest: beim Test in Frankreich wird ganz genau nicht nur auf das Spiel, sondern auch die deutschen Trikots geschaut.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de