„Der Erbonkel“: Wie die Gene von Mutter und Vater um den Embryo streiten

© IMAGO/SteveAllenPhoto „Der Erbonkel“: Wie die Gene von Mutter und Vater um den Embryo streiten

Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein – so wünscht sich wohl jede Schwangere den in ihr heranwachsenden Embryo. Um das zu erreichen, kämpfen im Embryo mütterliche gegen väterliche Gene.

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Nur 2500 Gramm brachte der Erbonkel an seinem Geburtstag, vor langer Zeit, auf die Waage. Tausend Gramm weniger als Neugeborene durchschnittlich wiegen. Zwar wurden ihm die fehlenden Pfunde in kürzester Zeit angefüttert, wie vergilbte Babyfotos beweisen. Aber nicht immer in der Geschichte der Menschheit war die Ernährungslage so gut. Ein gutes Geburtsgewicht ist vielerorts noch heute die beste Versicherung für eine gesunde Kindheit. Doch das hat Grenzen. Überschreitet das Neugeborene 4000 Gramm Gewicht, wächst die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen bei der Geburt. Das Interesse des Embryos kollidiert also mit dem der werdenden Mutter. Ein Konflikt, den die Gene von Vater und Mutter verursachen.

Zwar entsteht ein Embryo zu gleichen Teilen aus Erbgut von Vater und Mutter. Doch einige väterliche Gene bekommen, wenn sie sich im Spermium auf dem Weg zur Eizelle machen, eine „Prägung“ mit, eine Art Beipackzettel. Auf dem steht, sie mögen bitte besonders aktiv sein, damit der Embryo gut wächst, die Ressourcen der Mutter also optimal nutzt. Eines dieser etwa 100 geprägten Gene ist Igf-2. Es kurbelt das Embryowachstum an

100 von Mutter und Vater unterschiedlich geprägte Gene

Das mütterliche Erbgut jedoch muss sicherstellen, dass der Embryo sie nicht auszehrt, zu groß wird und den Erfolg künftiger Schwangerschaften gefährdet. Auf dem Beipackzettel der mütterlichen Gene steht daher, das Wachstum des Embryos in Grenzen zu halten. Etwa, indem das Gen H19 besonders stark aktiviert wird – der Gegenspieler des Wachstumsfaktors Igf-2.

So halten sich Igf-2 und H19 und andere der etwa 100 „geprägten“ Gene die Waage. Und sorgen im Idealfall für das – im Mittel – richtige Geburtsgewicht. Allerdings kann sich der Beipackzettel der Gene auch noch lange nach der Geburt auf die Pfunde auswirken. Wurden die Gene der Eltern nämlich auf kalorienreiche Ernährung geprägt, so entwickelten ihre Nachkommen schneller und häufiger Übergewicht. Aber das ist eine andere Erbonkel-Geschichte …

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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